Sebring. Die einen lieben diese Strecke und die anderen so gar nicht. Und in der Tat ist Sebring wirklich speziell. Eigentlich immer superwarm (liegt in Florida), wenig Grip (Asphalt + Beton) und stellenweise Bodenwellen, die an das Überqueren der ehemaligen innerdeutschen Grenze erinnert. Waschbetonplatten aus den 1950ziger Jahren. Sebring halt.
Das sind schon mal grundsätzlich Bedingungen, dass nicht nur Training erfordert, sondern auch individuelle Renntaktiken braucht. Bei Sprintrennen ist Sebring sicherlich eine herausragende Rennstrecke. Doch in Sebring werden nicht nur Sprintrennen gefahren. Sebring ist eine traditionelle Endurance Rennstrecke. Auf dieser Rennstrecke werden seit mehr als 40 Jahren Langstreckenrennen durchgeführt. Porsche steht hier in der realen Bestenliste ganz weit oben. Nicht nur die amerikanische IMSA Serie hat hier einen Start. Auch die World Endurance Championship mit LMPH, LMP2 und GTE haben Sebring im Kalender. Daher wundert es also nicht, dass in iRacing Sebring auch für diverse Langstreckenmeisterschaften eingesetzt wird. Die bekanntesten Vertreter sind ohne Zweifel die 24h series esport, Creventic Endurance Series, iRacing Specialevents und für die nationale Ebene in Deutschland die DSRC Endurance 2023.
Beim 1. Lauf in Silverstone konnten wir mit Platz 1 und 2 bereits eine erste Duftmarke setzen. Doch in dieser Multiclass Meisterschaft wo GT3, GT4 und TCR Fahrzeuge gleichzeitig die 135 Rennminuten bestreiten, kann eine Menge passieren. In Silverstone war das Traffic-Management, aus unserer Perspektive, noch gut kalkulierbar. Da war Platz, die Strecke war flüssig und bietet gute Räume für unfallfreie Überrundungen durch GT3 und GT4. Das diese Situation jetzt in Sebring nicht mehr so „gemütlich“ werden würde war uns klar. Wenn man in einer Endurance Multiclass Meisterschaft die Rennstrecke Sebring im Kalender liest, dann weiß man, dass wird kuschlig. Entsprechend haben wir im Vorfeld auch mit M&J Downforce diese Szenarien geübt und getestet. Einen kurzen Artikel über unser erstes gemeinsames Training mit den Jungs findest du unter der Rubrik News.
Doch diese Szenarien mit 4 GT3´s in Sebring zu trainieren ist eine Sache. Im scharfen Durchgang, wenn über 30 GT3´s von hinten angeflogen kommen, die andere. Und wie jedes TCR Team im Grid wussten auch wir gestern vor dem Start „Durchkommen ist die halbe Miete“. Auch in der DSRC Endurance sind wir mit zwei Fahrzeugen gleichzeitig am Start. Unser 360er Team wurde von Tim und Jan pilotiert und unser 361er Team von Domme (Dominik Steffens) und Carsten.
Am Sonntag, dem Tag vor dem Rennen, trainierten wir dann nochmal gemeinsam zusammen um eventuelle Schwachstellen finalisiert auszumerzen. Und um nochmal „in den Flow für Sebring“ zu kommen. Weil Sebring ist, sowohl in der Realität als auch in iRacing, eine Strecke die sehr gerne Reifen frisst. Daher waren für uns drei unterschiedliche Schwerpunkte im Wettbewerb zu beachten und zu meistern:
a.) Speed & Sicherheit
b.) Traffic-Management
c.) Reifen-Management.
Besonders TCRs neigen auf manchen Strecken dazu, bei einem falschen Setup, in kürzester Zeit kein Gummi mehr auf der Vorderachse zu haben. Wenn an der Hinterachse das Gummi nachlässt ist das zwar blöd, dass kann aber noch kompensiert werden. Verliert man den Grip auf der Vorderachse und kann dadurch immer schwieriger einlenken, dann wird es sehr schwierig. Und Sebring ist genau so eine Strecke – der Tod für die Vorderachse. Wenn man nicht aufpasst.
Es ist daher die Challenge (für die nicht Simracer unter euch) nicht nur das eigene Fahrzeug sicher und möglichst nah am Limit zu bewegen. Sondern zeitgleich auch noch auf den Verkehr zu achten. Wo sind die GT3 und GT4? Wie weit sind die noch weg? Wie positioniere ich mein eigenes Auto VOR der Kurve so, dass die Fahrzeuge hinter mir, ohne Probleme überholen können? Und „On Top“ muss jeder Pilot auch noch zeitgleich darauf achten, dass man seine Vorderreifen nicht durch eine zu aggressive Fahrweise kaputtfährt. Denn diese Dinge, ebenfalls als Info für die Nicht-Simracer unter euch, werden iRacing in Echtzeit berechnet. Also Reifenabrieb und Spritverbrauch – no Joke.
iRacing berechnet auf Basis deines Setups, des Wetters und des individuellen Streckenbelags in Kombination mit deiner Fahrweise plus Fahrzeit deinen Reifenabrieb in Echtzeit. Geil oder? Stimmt. Aber eben auch nur so lange, wie man Gummi auf der Vorderachse hat. Ab einem bestimmten Restanteil (in %) explodieren (Reifenplatzer) die auch gerne mal, wenn man zu hart über Curbs fährt. Dann kann man so gut wie gar nicht mehr einlenken. Und Sebring hat hohe und spitze Curbs und frisst Reifen. Also kurz um: Das ist ein wichtiger Faktor in Sebring.
Doch kommen wir jetzt mal so langsam zum Rennen.
Die Qualifikation verlief für beide Teams vollkommen nach Plan. Mit Platz 1 und 2 sollten wir dann in das 135 Minuten Endurance Rennen starten. Und der Start verlief auch ohne jegliche Probleme. Sowohl in der TCR Klasse als auch in den anderen Klassen gab es keine Komplikationen beim Start. Dieses harte, aber gleichzeitig auf faires Miteinander sollte sich auch im Rennen weiter fortsetzen. Sebring ist eine spezielle Rennstrecke. Gerade bei Multiclass Rennen wird es hier stellenweise sehr eng. Was wir beim 1. Lauf bereits gesagt haben möchten wir auch für den 2. Lauf wiederholen. An alle GT3 und GT4 Teams die diesen Artikel lesen sollten: Geiles Racing! Danke das ihr nicht reinhaltet wie die Stiere. Der größte Respekt und Anerkennung für eure Racecraft bei den Überrundungen – geil! Warum sind nicht alle Multiclass Rennen so wie in der DSRC Endurance? Es wäre so schön…
Das Rennen selbst kann man als solide bezeichnen. Tim und Jan fuhren von 1 auf 1 und Dominik mit Carsten von 2 auf 2. Der Abstand, der durch die ersten Überrundungen entstanden war, blieb konstant im ganzen Rennen. Das Training mit Schwerpunkt Traffic-Management machte sich direkt bezahlt, denn wir haben deutlich weniger Zeit verloren als noch in Silverstone. Nach 135 Minuten fuhren wir dann, wie bereits geschrieben, auf Platz 1 und 2 über die Ziellinie. Ein mehr als zufriedenstellendes Ergebnis. Wir haben zwar gestern Abend noch 2 Kleinigkeiten gefunden, an denen wir arbeiten müssen, aber insgesamt haben wir auch in dieser Disziplin einen guten Schritt nach Vorne gemacht.
Mit Platz 1 und 2 beim 1. Lauf in Silverstone und Platz 1 und 2 in Sebring stehen wir in der TCR Klasse, Überraschung, auf Platz 1 und 2. Aktuell laufen die Track-Votings für den 3. und 4. Lauf in dieser Serie. Sobald wir da belastbare Fakten haben, werden wir darüber berichten. Was uns gut in die Karten spielen würde, wären Rennstrecke wie Monza und Catalunya. Denn diese Strecken sind Strecken, die im Rahmen der World Touring Car Series gefahren werden. So könnten wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Aber die Auswahl der Strecken sowie das Ergebnis sind noch nicht bekannt. Daher können wir nur „in die Glaskugel“ schauen.
Am Ende Glückwunsch an Racetech Performance für den 3. Platz gestern in Sebring. Mit Platz 2 beim DNLS CC und dem 3. Platz bei der DSRC Endurance hat dieses junge TCR Teams ebenfalls einen guten Lauf. Wir freuen uns mit euch Männer – Knallgas!