Am gestrigen Abend war es dann endlich so weit. Der erste Lauf der World Touring Car Series im spanischen Catalunya. Das wir auf dieser Strecke mit der aktuellen BoP gegen Audi und Honda keine Sonne sehen würden, war uns bereits beim connecten klar. Der Elantra wurde in dieser Saison mit zusätzlichen 8kg bestückt, sowie einer kleinen Drosslung der Motorleistung. Das nicht nur wir mit dem Elantra Schwierigkeiten haben würden dran zu bleiben, wurde gestern Abend auch vom Heusinkveld-Werksfahrer Stefan Schella bestätigt. Stefan ist wirklich über jeden Zweifel erhaben. Und wenn Stefan auch so seine Schwierigkeiten hat bzw. hatte, dann kann unser Eindruck nicht ganz falsch sein. Aber. Unabhängig von dieser aktuellen technischen Situation ist uns natürlich auch klar, dass wir gegen die besten iRacing TCR Fahrer der Welt antreten. Die WTCS ist für Sprintrennen das Ende der Fahnenstange. Entsprechend ist die Pace wirklich brutal. Unser Ziel war Top 20 am Ende der jeweiligen Rennen. Das ist fahrerisch und in Kombination mit der BoP für uns ein mehr als stabiles Ergebnis. Doch es sollte etwas anders kommen als gedacht.
Einer unserer aktuellen Baustellen ist die Qualifikation. Wir sind bislang fast nur Langstrecke gefahren, sodass unser kompletter Fahrstil auch auf dieses Format trainiert worden ist. Jetzt fahren wir aber Sprintrennen im Rahmen der WTCS. Und da müssen wir ganz klar festhalten: Da geht noch was. Entsprechend performten wir alle drei gestern in der Quali mässig. Es war keine komplette Katastrophe, doch wirklich gut war das auch nicht.
Rennen 1
Wenn eine neue Saison beginnt, dann sind alle Fahrer, egal wie viel Erfahrung sie haben, nervös und angespannt. Das ist ja auch gut. Wäre schlecht, wenn man keine Emotionen bei diesem Sport hätte. Und wenn über 35 Fahrzeuge auf die erste Kurve zu geflogen kommen wird es eng. Doch es kam, zu unserer Überraschung, zu keinem Unfall. Die Pace, das Racecraft und die allgemeine Aggressivität ist unfassbar hoch. Das ist wirklich ein Haifischbecken. Machst du beim Kurveneingang auch nur 2 Meter zu weit die Tür auf, kannst du deinen Hintern darauf verwetten, dass der Teilnehmer hinter dir direkt reinsticht. Doch wir drei konnten uns behaupten und verteidigen. Am Ende der ersten Runde waren wir bereits in den Top 15 des Grid. Alex hielt ebenfalls dem Stress stand und positionierte sich auf Platz 19. Nach einigen Runden sortierte sich das Feld allmählich, sodass wir am Ende für uns einen Einstand nach Maß einfuhren.
P10 Tim Reinhardt
P11 Carsten Gieseler
P19 Alexander Hause
Rennen 2
Durch das Reverse-Grid standen wir in den Top 10 beim Start. Eine gute Ausgangslage für das zweite Rennen. Der Start erfolgte und ähnlich wie im ersten Rennen, wurde es unfassbar eng. Tim und Carsten behielten die Nerven und machten stellenweise bewusst die Tür etwas offener um einen Unfall zu vermeiden. Warum? Die Meisterschaft ist lang! Lernen und Punkte hamstern ist der Schlüssel für das Endergebniss der Saison. Carsten pushte wie blöde und fand endlich wieder seinen Flow. Tim folgte wenige Positionen dahinter. Unser Alex hatte leider im zweiten Rennen extremes Pech. Mit voller Bremsleistung tauchte vor ihm in der Haarnadelkurve ein weiterer Teilnehmer auf. Dieser Teilnehmer stand förmlich auf der Strecke und Alex hatte tatsächlich keine Chance mehr auszuweichen. Die Folge war ein Auffahrunfall mit anschließenden Schaden. Währenddessen behauptete sich Tim bockstark um Platz 10. Doch an diesem Abend sollte Carsten das beste Ergebnis einfahren. Mit der aktuellen Luftpumpe Elantra war allen Piloten klar „Die Zeit machst du auf der Bremse!“. Also bremsten sowohl Tim als auch Carsten nahe am absoluten digitalen Limit. Mit Erfolg. Carsten stand mittlerweile auf Platz 4! Doch der mehrmalige TCR Weltmeiter Ross McFarlane drückte im Veloster TCR mächtig von hinten. Carsten probierte es in der letzten Runde nochmal, musste sich dann aber sportlich geschlagen geben. Kurze Randnotiz (Viel fehlt nicht mehr). Am Ende ging Carsten auf Platz 5 über die Linie, Tim auf 11 und Alex (durch den Unfall) auf Platz 36.
P5 Carsten Gieseler
P11 Tim Reinhardt
P36 Alexander Hause
Rennen 3
Nach diesen zwei Rennen waren jetzt alle Teilnehmer der WTCS warm. Jeder wusste ungefähr wo er an diesem Abend stehen würde. Tim und Carsten standen, durch das Glücksrad, genau in der Mitte des Haifischsbeckens. Ampel wird grün und alle ballern los. Tim erwischte einen katastrophalen Start und verlor direkt am Anfang wertvolle Plätze. Carsten traf, zur Abwechslung mal, den perfekten Schleifpunkt des Hyundai Elantras. Einige Zwischenfälle, Berührungen und Kontakte spülten beide Piloten bereits nach wenigen Kurven nach vorne. Von P19 gestartet stand Carsten nach der ersten Hälfte der ersten Runde auf 11. Doch die Anfangsphase der WTCS ist ein Hornissennest. Durch einen kleinen aber folgenschweren Kontakt hinten rechts bei Carsten gabs, auch im Livestream, einen wunderschönen Powerslide. Schön anzusehen ja. Aber 14 Plätze zu verlieren ist nicht schön. Tim und Alex hatten ebenfalls großes Pech. Bereits in T1 beim Start touchierte ein Teilnehmer Tim´s Fahrzeug. Die Folge daraus war Kiesbett mit Einschlag. Auch Alex hatte massives Pech. Andere Kurve aber gleiches Resultat. Zwar kämpften alle drei Piloten mit dem Messer zwischen den Zähnen, doch am Ende waren die Ergebnisse nicht zufriedenstellend. Licht und Schatten ist extrem eng zusammen wie es scheint.
P24 Carsten Gieseler
P29 Tim Reinhardt
P31 Alexander Hause
Am Ende der drei Rennen steht es in der Meisterschaft wie folgt.
PRO-Class
P9 Carsten Gieseler
P12 Tim Reinhardt
AM-Class
P11 Alexander Hause
Diese Ergebnisse sind wirklich mehr als wir erwartet hatten. Wir sind, trotz einiger Unfälle, sehr zufrieden. Der Einstand ist denken wir geglückt. Das wir in dieser Meisterschaft vom Speed ungefähr Mittelfeld sind, motiviert uns in einer ungeahnten Art und Weise. Wir haben noch einen Haufen Arbeit vor uns. Es werden auch etliche Monate vergehen bis wir aus eigener Kraft ganz oben mithalten können. Wenn uns das überhaupt gelingen wird. Aber wir können derzeit festhalten, dass wir uns zum einen nicht verstecken brauchen (was gut ist) und gleichzeitig noch Luft nach oben ist (was geil ist). Die Entscheidung an dieser Meisterschaft teilzunehmen war und ist Gold richtig gewesen. Man wächst mit seinen Aufgaben und die ersten Schritte auf diesem Level sind immer schwer. Wir sind jedenfalls sehr zufrieden mit uns selber und freuen uns jetzt auf den 2. Lauf in Jerez. Da sollten die Hondas und Audis nicht mehr so Overperformed sein wie in Catalunya.
Wenn du dir im Nachgang den Livestream nochmal anschauen möchtest, ist hier der direkte YouTube Link: https://www.youtube.com/watch?v=K4ah-FnprcA