Als wir dieses Team im Januar 2021 gegründet haben, war die Teilnahme an der 24h series esports, eines der ganz großen Ziele. Diese iRacing Endurance Meisterschaft ist die inoffizielle iRacing Endurance Weltmeisterschaft im GT-Sport. In keiner anderen Endurance Serie weltweit, ist das Level so hoch wie bei der 24h series esports. Zwischen 6 Stunden und 12 Stunden Rennen müssen bestritten werden. Und in jeder Fahrzeugklasse gehen die Besten der Besten Endurance Teams an den Start. GT3, CUP, GT4 und TCR teilen sich auf unterschiedlichen Rennstrecken die 6h bis 12h Rennlänge.
Das wir in unserer ersten Saison bei den Profis keine Sonne sehen würden, war uns vorher bereits klar. Doch in diesem Fall war uns das wirklich egal. Für uns war die Teilnahme das Ziel und das hatten wir erreicht. Insofern stand und steht die 24h series esports unter der großen Überschrift „Lernen“.
Beim 1. Lauf in Spa-Francorchamps beendeten wir das Rennen auf Platz 5. Allerdings müssen wir auch dazu sagen, dass wir vom anfänglichen Tumult sehr profitiert hatten. Bereits in T1 beim Start kam es zu einem großen Unfall innerhalb der TCR Klasse. Dominik und Alex gaben alles und profitierten von unseren guten Erfahrungen auf der belgischen Rennstrecke. Am Ende, wie gesagt, Platz 5 in der TCR Klasse.
Der 2. Lauf wurde dann auf dem amerikanischen Klassiker Sebring ausgetragen. Tim und Jan sollten dieses Rennen bestreiten. Trotz guter Vorbereitung mussten wir bereits in der Qualifikation erkennen, dass wir etwas Off-Pace, waren. Trotzdem nahmen es Tim und Jan sportlich und starteten das Rennen. Auf einem soliden Platz 7 kam es dann jedoch zum ersten technischen Defekt der Saison. Auf Start-/Ziel hatte Jan dann leider einen Bluescreen und sorgte damit zum vorzeitigen Ende des Rennens. Die erste bittere Pille der Saison.
Beim 3. Lauf ging es ebenfalls auf eine traditionelle Rennstrecke. Diesmal jedoch in England. Silverstone stand auf dem Programm. Harald und Tim würden unseren Hyundai Veloster beim 6h Rennen pilotieren. Leider mussten wir, wie in Sebring, feststellen, dass wir wieder Off-Pace sind. Beide Piloten nahmen es aber, natürlich, sportlich und gingen an den Start. Bei Rennmitte wurden wir dann jedoch von einem GT3-Team aus dem Rennen genommen. Im Rahmen dieser Serie sind die Überholungen immer sehr eng und kritisch. In diesem Fall jedoch wurden wir, das erste Mal, aus dem Rennen genommen. Harald und Tim fuhren natürlich das Rennen zu Ende. Auch wenn wir diverse Minuten in der Boxengasse zwangsweise pausieren mussten.
Der 4. Lauf in Monza sollte der schwierigste Lauf werden. Monza ist eine traditionelle Rennstrecke in Italien und bekannt dafür, dass gerade bei Endurance Rennen, sehr wenig Platz ist. Monza ist eine Rennstrecke mit 3 Schikanen und 3 Geraden. Entsprechend sind Windschatten-Duelle an der Tagesordnung. Rene und Alex fuhren Fehlerfrei durch die 6h. Auch wenn wir leider wieder Off-Pace waren.
Die 24h series esports ist aus unserer Sicht die brutalste Serie, neben der DNLS, die man mit einem TCR im Endurance-Sport betreiben kann. Die Pace in der TCR Klasse ist wirklich auf einem abartigen Level. Die kleinsten Setup-Fehler führen bei dieser Serie zu massiven Problemen. Das wurde uns nach 4. Rennen schmerzlich bewusst. Doch wir gaben nicht auf und blieben fokussiert. Als kleines Team das erst im 2. TCR Jahr ist, gehören wir eigentlich noch gar nicht in diese Serie. Das wir es am Ende doch geschafft haben, zeigt was wir grundsätzlich können. Auch wenn es für gute Ergebnisse noch einige Zeit brauchen wird. Uns fehlen am Ende gut 2 Jahre TCR Erfahrungen auf diesem Leistungslevel.
Der 5. Lauf sollte für uns dann die wirkliche Standortbestimmung werden. Nordschleifen-Rennen haben wir mittlerweile genug. Durch die unbefriedigten Ergebnisse sahen wir uns etwas zwischen den Stühlen. Sollten wir auch auf der Nordschleife Off-Pace sein, würden wir es dann definitiv wissen, dass wir aktuell noch nicht bereit sind für diese Serie. Doch wir zeigten unser Potenzial. Dominik und Harald war die Fahrerpaarung für die 6h auf der Nordschleife. Dominik übernahm die Quali und die ersten beiden Stints. Das wir auf der Nordschleife etwas drauf haben, konnten wir beweisen. Nach 3 Stunden übergab Dominik mit 15 Sekunden Vorsprung auf Platz 2 das Fahrzeug auf Platz 1 an Harald. Kein anderer Fahrer hatte in den ersten 3 Stunden Rennzeit etwas entgegenzusetzen. Harald übernahm das Fahrzeug auf Platz 1 und wir wussten, dass wir diesen Platz nicht halten könnten. Auf einem soliden Platz 3 ging es in die letzten Runden des Rennens. Doch leider kam es nach dem Schwedenkreuz zu einem folgenschweren Kontakt mit einem CUP-Porsche. Harald verlor die Kontrolle über das Fahrzeug und plankte unschön ein. Damit war ein sicherer 3. Platz verloren. Das wäre, bis jetzt, unser größter sportlicher Erfolg geworden. Doch unsere Zeit war noch nicht reif. Die viel wichtigere Erkenntnis war jedoch eine andere. Auf allen bisherigen Rennen wurden wir, man kann es nicht anders sagen, wirklich verhauen. Das ist nicht leicht zu schreiben und es ist auch nicht leicht es zuzugeben. Aber es ist die Realität. Das wir jedoch nicht völlig verloren sind, konnten wir beim 5. Lauf beweisen. Mit Platz 1 und 15 Sekunden Vorsprung auf Platz 2 in den ersten 3 Stunden, sind wir also nicht völlig unfähig. Diese Tatsache und insbesondere die Art und Weise wie wir diese Pace uns erarbeitet haben, müssten wir nun für alle anderen Strecken adaptieren. Bedeutet. Das System haben wir verstanden. Jetzt heißt es die anderen Strecke genauso anzugehen, wie wir die letzten 1.5 Jahre die Nordschleife angegangen sind.
Obwohl uns ein Topergebnis genommen worden ist, stieg die Stimmung im Team rasant wieder an. Es war dieser eine Lichtblick der uns Zuversicht gab, dass wir nicht völlig „Lost“ sind. Das wir, nochmal niedergeschrieben, in unserer ersten Saison bei den Profis, keine Sonne sehen würden war uns klar. Das wir jedoch bei 4 von 5 Rennen dermaßen hart verhaut werden würden haben wir nicht kommen sehen. Doch wir nehmen das sportlich und greifen in der nächsten Saison, sofern wir die Quali schaffen, wieder an. Dann jedoch komplett anders.
Das Finale waren dann die 12h von Catalunya. Tim und Carsten gingen an den Start. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände beendeten wir das Rennen jedoch in der Anfangsphase. Zum einen waren wir, warum auch immer, wieder Off-Pace. Mussten eine fragwürdige ReKo Entscheidung hinnehmen. Und bereits nach der Anfangsphase war klar, dass wir sinnlos 10h Lebenszeit verbrennen würden. Daher entschieden Tim und Carsten das Rennen, das erste Mal in unserer Geschichte, das Rennen freiwillig zu beenden.
Damit war dann unsere 1. Saison bei den Profis zu Ende. Und wir können euch sagen, dass ist kein Zuckerschlecken. Wir sind nun bereits einige Endurance-Meisterschaften gefahren. DNLS, DSRC Endurance, LMGH, SRC NOS und einige Creventic Endurance Series. Doch in keiner anderen Meisterschaft, ausgenommen DNLS auf der Nordschleife, ist das Level in der TCR Klasse so brutal hoch wie bei der 24h series esports. Nicht umsonst wird diese Meisterschaft als iRacing Langstrecken-WM bezeichnet. Und wir können euch sagen: Es stimmt.
Sicherlich waren unsere Leistungen nicht mal ansatzweise das, was wir uns erhofft hatten. Doch wir sehen es sportlich und rational. Lehrgeld, Lernprozess und mehr. Das wir als Team jedoch grundsätzlich nicht völlig verloren sind, haben wir beim 5. Lauf gezeigt. Entsprechend haben wir mittlerweile die Saison analysiert, Lehren daraus gezogen und sind bereits zum aktuellen Zeitpunkt in der Vorbereitung für unsere 2. Saison.
Wir wollen definitiv nochmal an den Start gehen. Mal schauen, ob wir uns im September erneut für die 24h series esports qualifizieren können. Wir halten euch auf Stand.