Die Ära der DTM in den 90ziger Jahren ist legendär. Dieser Mythos hat auch im Jahr 2023 nichts an seinem Charm verloren. Diese Zeit kann jetzt in der Nachbetrachtung sicherlich als die goldene Zeit des deutschen Motorsports bezeichnet werden. Doch woran lag das? Über diese Frage wurde bereits vielfach diskutiert. Die einen sagen, dass man als Fahrer noch wirklich fahren musste. Die anderen sagen, dass das Fahrzeuge waren, die man im Kern so kaufen konnte. Andere sagen wieder, dass die Ansauggeräusche unübertroffen waren und sind. Zuschauer der damaligen Rennen sagen, dass das bei den Rennen richtig zur Sache gegangen ist. Doch woran das jetzt wirklich lag kann niemand mit Bestimmtheit sagen. Fakt ist jedenfalls, dass die 3 Fahrzeuge aus dieser Zeit auch 2023 wahre Zuschauermagneten sind.
Mit ihren knapp 370 PS brauchen sie sich auch heute nicht verstecken. Moderne GT3-Fahrzeuge haben ca. 550 PS. Der aktuelle 992 GT3 Cup 510 PS. Mit 370 PS haben die damaligen DTM Renner ungefähr so viel Leistung wie die aktuellen TCR´s. Nur mit einem deutlichen Zugewinn an Sound! Weder davor noch danach klang ein 4-Zylinder so geil wie damals. Das lag an dem Umstand der Einzeldrosselanlage und der wunderschönen Carbon Airbox die den Sound der puren Vernichtung produzierte und produziert. Augen schließen und einfach genießen wenn der M3 E30 die Zylinder flutet.
Perspektive Simracer
Bei diesen Fahrzeugen war noch nicht alles perfekt. Schaltgetriebe und 3-Pedale. Jüngere unter euch mögen jetzt vielleicht lächeln. Mittlerweile sind Schaltwippen und Co völlig normal und bereits in der Serie angekommen. Das ist zwar für Beschleunigung und für das Schalten natürlich absolut perfekt. Doch nicht wenige (zu denen ich auch gehöre) vermissen dadurch den „Entertainment-Faktor“. Was meinen wir damit? Nun. Wenn alle Brems-, Beschleunigungs- und Schaltvorgänge absolut perfekt und immer wieder zu 100% reproduzierbar sind, dann ist das zwar perfekt für konstante Rundenzeiten. Doch durch diese absolute Perfektion verliert der Faktor Mensch an Gewicht.
Bei der DTM 1990er Ära musste jeder Gang separat eingelegt werden. So wie wir das irgendwann mal in der Fahrschule gelernt haben. Gas geben – Kupplung treten – Gang einlegen – Kupplung kommen lassen und wieder Gas geben. Heute ist das Gas geben ohne den Fuß vom Gaspedal zu nehmen um die Gänge durchzuschalten. Das wird für einige auf Dauer etwas langweilig. Dieser Entertainment-Faktor der Kombination aus brutalen Ansauggeräuschen, dem inneren „Willen“ die Gänge schnell und sauber durchzuschalten und die zeitgleiche Koordination von Gucken – Gas geben/Bremsen/Schalten und Zweikämpfe, führt zu mehr Spass beim fahren. Es wird dann zur wahren Challenge alles zeitgleich und gleichzeitig in der richtigen Reihenfolge durchzuführen. Verpasst man ein Zeitfenster von wenigen Millisekunden oder verwechselt man in der Hektik des Gefechts etwas, ist das Rennen eventuell bereits vorbei. Oder, was ebenfalls einen zusätzlichen Charme hat, man verschaltet sich. Wann hast du dich das letzte Mal in iRacing verschaltet?
Versteh uns bitte nicht falsch. Wir lieben die aktuellen Brenner genauso wie du. Wenn man jedoch Youngtimer zur Verfügung hätte, wäre das ein deutlicher Zugewinn für unser Hobby. Auch gab es damals keine Traktionskontrolle, ABS oder irgendeine andere Elektronik. Es war alles mechanisch! Der Faktor Mensch hatte eine unglaubliche Gewichtung damals.
Die DTM 1990 klang nicht nur unfassbar geil Fuhr sich als Fahrer nicht nur unglaublich geil. Sie waren auch für die Zuschauer unglaublich geil. Warum? Weil jeder Zuschauer auf den Rängen und am Fernseher genau wusste, dass jeder Fahrer der DTM 1990 sich im Auto „die Lunge aus dem Hals“ fährt. Quersteher, Verbremser und fahrerische Fehler am Limit wurden toleriert. Warum? Nunja, weil jeder wusste, dass der Fahrer alles gibt und er am Ende aber das ist was wir alle sind – ein Mensch mit Fehlern. Dieser Umstand, dass man seinen Willen dem Auto aufzwingen musste und das jeder wusste, führte zu unfassbar actiongeladenen Rennen auf der Strecke. In der damaligen Zeit waren die Rennen wie wahre Haifischbecken. Ähnlich wie im heutigen Porsche Cup. Alle Teilnehmer konnten wirklich Auto fahren und die damalige Motorleistung war groß aber nicht zu groß. Es ging einfach zu 100% ab auf der Strecke. Insbesondere dann wenn die Rennen im Regen durchgeführt werden mussten.
Anders als heute fuhr die damalige DTM auch auf der Nordschleife. Kannst du dir das vorstellen? Stell dir mal vor du würdest heute in iRacing mit einem BMW M3 E30 DTM ein 3h Nordschleifen Rennen fahren. Stell dir mal vor, dass du dich bei jedem Schaltvorgang nochmal mehr konzentrieren musst. Stell dir mal vor, dass du deinen rechten Arm tatsächlich aktiv für´s Simracing nutzen musst (nicht nur deine Finger). Wenn wir uns das vorstellen: 3 Pedalen, Zwischengas und dem motorsportlichen Fußballett im Innenraum und einem männlichen Widerstand in der separaten Clubsport Schaltung (Hardware für H-Schaltung). 3 Stunden auf der Nordschleife mit so einem Renner durch die digitale Eifel … nun …ganz ehrlich? Das Ergebnis wäre uns echt egal. Jeder Gang und jede Beschleunigung wäre ja alleine durch den Motorsound schon eine Religion. Wenn man dann nach 3 Stunden digitalen DTM Racing mental völlig fertig und durchgeschwitzt die Ziellinie überquert….dann ist man glaube ich einfach nur happy. Voller Adrenalin. Voller Endorphine. Platz? Egal! Bin gerade 3h BMW M3 E30 DTM auf der Nordschleife gefahren! Bin froh das ich angekommen bin.
Aktuell ist es schon im Simracing anspruchsvoll und über die Zeit anstrengend. Wir sind jedoch der Meinung, auch wenn die Rundenzeiten langsamer wären, dass diese digitale Rennen deutlich mehr Spaß machen würden. Es kommt dann im Simracing noch mehr auf den Fahrer an. Leichtes Oversteering aus der Kurve. Du als Fahrer verewigst dich als Künstler mit zwei wunderschönen schwarzen Strichen. Und sowohl die Moderation als auch die Zuschauer der Livestreams wissen – du gibst gerade alles und kämpfst mit dem Auto! DU sagst dem Auto was es zutun hat und nicht die Elektronik. Und genau DAS wird wahrscheinlich einer der Gründe sein, warum so viele Menschen auch heute noch von der DTM 1990 schwärmen. Es waren Männer die Rennautos gefahren sind. Keine Elektronik. Keine perfekte Technik für´s schalten und Co. 370 PS, Du und alle anderen. Ampel rot – Ampel grün – Let´s go racing.
Wie geil wäre das, wenn man dieses Gefühl versuchen würde in iRacing zu simulieren?
Digitale Nürburgring Langstrecken Serie Classic. Wir wären aber sowas von dabei!